Revier-Info

Ans­teuerung Wasser­sport-Vere­in Schier­stein 1921 e.V.: “Anfahrt zu Wasser”


Der Inselrhein

Pub­liziert von Claus von Kutzschenbach

Insel­rhein wird der Rhein zwis­chen der Mün­dung des Main (Rheinkilo­me­ter 496,63) und der Nahe (Rheinkilo­me­ter 529,5) manch­mal tit­uliert. Auf gut 30 Flusskilo­me­tern liegen dort acht größere Inseln, „Auen“ genan­nt. Auf keinem anderen Flussab­schnitt des 1.232,7 Kilo­me­ter lan­gen Stroms gibt es mehr davon auf so kurz­er Strecke. Wobei als Insel nur das Land gilt, das vom Strom auf allen Seit­en umflossen wird.

Der-Insel-Rhein

Für Sport­boot­fahrer ist dieser Flussab­schnitt ein Paradies. Doch Vor­sicht: Auch hier gibt es gefährliche Untiefen, etwa der „Gal­gen­grund“ bei Wal­luf am recht­en Ufer, und bei Rüdesheim. Ort­sunkundi­ge Sport­boot­fahrer navigieren deshalb bess­er inner­halb der Fahrrinne, die bei einem Gle­ich­w­er­ti­gen Wasser­stand (GlW) von 1,68 m beim Pegel Mainz eine Tiefe von 2,10 Metern aufweist. Der Rhein­pegel­stand Mainz wird rechts auf dieser Seite zusam­men mit den hier gel­tenden Hochwasser­marken stets aktuell automa­tisch notiert.

Der Rhein strömt im Insel­rhein je nach Wasser­stand mit 5–7 km/h zu Tal. Unge­bremst seit 172 Kilo­me­tern. Die let­zte Rhein-Staustufe befind­et sich in Iffezheim, bei Rheinkilo­me­ter 334. Auch rhein­ab­wärts wird der große Strom von keinem Sper­rw­erk mehr block­iert, bis ein­er sein­er Arme bei Rot­ter­dam in die Nord­see mün­det. Kein ander­er Fluss in Deutsch­land (außer der mit nur 3 km/h gemäch­lich fließen­den Elbe) hat so viel Freilauf. 

Entsprechend unge­bärdig zeigt er sich manch­mal: Mit hohen Wellen wegen hoher Fre­quenz der Beruf­ss­chiff­fahrt und unge­hin­dert ein­fal­l­en­dem Wind, Treibgut (vor allem während und nach Hochwass­er) sowie rasch wech­sel­nden Wasserständen. 

Zum Ver­gle­ich die Staustufen/Schleusen der näch­sten Neben­flüsse:
Main: 3,2 Kilo­me­ter nach der Rhein-Mün­dung lauert am Main die erste Staustufe (Kos­theim), weit­ere drei Schleusen müssen bis Frank­furt über­wun­den wer­den und weit­ere 50 auf 559 Kilo­me­tern bis zur Donau.
Neckar: 27 Schleusen/202 schiff­bare Kilo­me­ter;
Lahn: 12 Schleusen/67 km;
Mosel: 12 Schleusen/242 km bis zur franzö­sis­chen Grenze.

Allerd­ings ist der Rhein nicht nur ein Paradies für die Wasser­sportler und Freizeit-Skip­per. Er ist die mit großem Abstand meist­be­fahrene Bin­nen-Wasser­straße und der wirtschaftlich bedeut­sam­ste Schiff­fahrtsweg in ganz Europa. Im Jahr 2019 wur­den auf dem Rhein 175,6 Mio. Ton­nen Güter befördert. Zum Ver­gle­ich: Main: 13,2; Mosel: 9,4; Neckar: 5,4. Mit den Frachtern teilen sich Flusskreuz­fahrer die Fahrrinne. Mit zunehmender Ten­denz – und mit einem rapi­den Ein­bruch im Jahr 2020 wegen Beschränkun­gen und Stornierun­gen in der Corona-Pandemie.

Eine Boot­stankstelle für Sport­boote befind­et sich schräg unter­halb der Ein­fahrt zum Schier­stein­er Hafen (506,7 km, linkes Ufer). Bitte Öff­nungszeit­en beacht­en: Boot­stankstelle Eit­el Schnei­der, geöffnet von April bis Okto­ber, Mo-Fr: 09:00–12:30 | 13:30–18:00; Sa-So: 10–12:30 | 13:30–18:00 Uhr oder nach tele­fonis­ch­er Vere­in­barung: Tel.: 06139 961883. Die näch­ste Boot­stankstelle liegt stromab in St. Goar (km 557) und stro­maufwärts in Oppen­heim (km 480). 

Eine Fäkalien­ab­saugsta­tion kann man im Schier­stein­er Hafen benutzen (am nördlichen Ufer, etwa in Hafen­mitte neben dem Boot der Feuerwehr).



Typische Gefahren auf dem Rhein

Hin­weise und Tipps aus einem Vor­trag der Wasser­schutzpolizei Wies­baden im WVS am 20. Dezem­ber 2023 im Rah­men des “Trock­en­pro­gramms” der Sege­labteilung zur Wintersaison

  • Beruf­ss­chiffe haben auf dem Rhein immer Vor­fahrt, ihre Sichtweite nach vorn ist begren­zt. Große Con­tain­er­schiffe sehen oft nur, was 350 Meter (!) vor ihnen auf dem Wass­er ist. Sie kön­nen nur schw­er auswe­ichen oder gar anhalten.
  • Vor­fahrt haben bei Freizeit­booten grund­sät­zlich immer die, die am wenig­sten auswe­ichen kön­nen, Segler beispiel­sweise. Pad­dler, SUPs und Motor­boote müssen ihnen Platz machen. Geregelt ist alles in der Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung.
  • Der Sog, den einige große und PS-starke Schiffe in Fahrt aus­lösen, ist so stark, dass selb­st die gut motorisierten Polizei­boote an manchen Stellen wie mag­netisch von den großen Schiff­s­rümpfen ange­zo­gen wer­den — deshalb immer 50 Meter Abstand halten.
  • Zwis­chen den Buh­nen kön­nen Sog und Ver­wirbelun­gen, beson­ders bei Vor­beifahrt großer Schiffe, den Schwim­mern, Pad­dlern und SUP-Fahrer zum Ver­häng­nis werden.
  • Licht müssen nach Son­nenun­ter­gang alle Boote auf dem Rhein haben, auch muskel­be­triebene Kle­inst-Fahrzeuge müssen gese­hen wer­den (weißes Run­dum­licht), für alle anderen Boote ist die Lichter­führung je nach Größe geregelt.
  • Bei Hochwass­er (bis Hochwasser­stufe II) dür­fen muskel­be­trieben Fahrzeuge auch ohne Funk auf dem Rhein fahren, alle anderen müssen Funk ein­schal­ten. Und wer Funk an Bord hat, aber kein UBI-Betrieb­szeug­nis, wird kräftig zur Kasse gebeten.
  • Die Fahrrinne, mit Ton­nen markiert, kann jed­erzeit auch von großen Schif­f­en auf eigenes Risiko ver­lassen wer­den. Und Achtung: Die roten und grü­nen Ton­nen sind bere­its außer­halb der Fahrrinne ver­ankert — also sicher­heit­shal­ber fünf bis zehn Meter Abstand von den Ton­nen halten.
  • Ako­hol­genuss: Die Promil­le­gren­ze gilt nicht, wenn das Boot nicht in Fahrt ist, also etwa nachts vor Anker. Wenn der Anker allerd­ings nicht hält, ist das Boot in Fahrt …
  • Der Führerschein kann fürs Auto einge­zo­gen wer­den, wenn der Boots­führerschein kassiert wird — und umgekehrt. Die Behör­den haben da neuerd­ings einen recht kurzen Draht untereinander.
  • Bußgelder, die die Wasser­schutzpolizei emp­fiehlt, soll­ten sofort in bar bezahlt wer­den. Wer es nicht tut, muss mit einem zig­fachen Betrag rechnen.

Hochwasser: Wichtig für Segler und Motorbootfahrer 

Pub­liziert von Ben­jamin Fischer

Was Motor­boot­fahrer und Segler beacht­en müssen: Der Rhein­pegel in Mainz ste­ht im Moment (13.07.2021) über dem Pegel für die Hochwasser­meldestufe I (4,75 m am Pegel Mainz, siehe ELWIS Pegel Mainz, für den Streck­en­ab­schnitt Gern­sheim km 462,00  bis  Eltville km 511,00). Dadurch gel­ten für alle Fahrzeuge auf dem Rhein und im Schier­stein­er Hafen bes­timmte Einschränkungen:

  • “Für das Fahren ab der Hochwasser­marke I muss das Fahrzeug mit einem zuge­lasse­nen UKW Bin­nen­funkgerät aus­gerüstet sein. Für den Betrieb ist das entsprechende Funkzeug­nis (UBI) vorgeschrieben. Es muss der Verkehrskreis Nautis­che Infor­ma­tio­nen eingeschal­tet sein.  Dies gilt nicht für Kle­in­fahrzeuge, die mit Muskelkraft fort­be­wegt wer­den (Kajaks, Drachen­boote, Rud­er­boote, etc.).
  • Die Fahrzeuge haben möglichst in der Mitte des Flusses zu fahren. Eine Geschwindigkeit von 20 km/h gegenüber dem Ufer darf nicht über­schrit­ten wer­den. Ein über die Ufer treten des Wassers ist auf jeden Fall zu vermeiden.
  • Je nach Gewäss­er kön­nen weit­ere Ein­schränkun­gen gel­ten. Diese sind dem Teil 2 der Binnenschifffahrtsstraßenordnung/Rheinschifffahrtspolizeiverordnung zu entnehmen.
  • nach Über­schre­it­en der Hochwasser­marke I ist schnellen Schif­f­en die Fahrt ver­boten. Als schnelles Schiff zählt ein Fahrzeug mit Maschi­nenantrieb, ausgenom­men ein Kle­in­fahrzeug, das mit mehr als 40 km/h gegenüber Wass­er fahren kann.
  • Erre­icht oder über­schre­it­et der Wasser­stand die Hochwasser­marke II … (Am Pegel Mainz) …, ist die Schiff­fahrt mit Aus­nahme des Über­set­zverkehrs inner­halb des Streck­en­ab­schnitts ver­boten. Hier wird auch keine Aus­nahme für Kle­in­fahrzeuge die mit Muskelkraft fort­be­wegt wer­den gemacht.

Bitte beachtet, dass auf der Web­seite Hochwasser-RLP.de die falschen Pegel­stände für Meldestufe I und II einge­tra­gen sind. Die dor­ti­gen Meldestufen scheinen nichts mit der Schiff­fahrt zu tun zu haben.

Bes­tim­mung im Wort­laut: Rhein­Sch­PV Zweit­er Teil Kapi­tel 10.


Gefahr dro­ht bei hohem Wasser­stand nicht nur durch die starke Strö­mung, son­dern auch durch Hin­dernisse auf Grund, die durch den höheren Wasser­stand ver­bor­gen wer­den. Beson­ders gefährlich ist aber das viele Treibgut (unter anderem ganze Baum­stämme), das bei steigen­dem Wasser­stand vom Ufer weggeschwemmt wird und nun unkon­trol­liert mit­ten im Fluss das Risiko von Karam­bo­la­gen ganz erhe­blich erhöht.


Durchfahrtshöhen bei Brücken

Zusam­mengestellt von Peter Dorwig

Durch­fahrtshöhen von Brück­en im Rhein­gau, zusam­mengestellt von Peter Dor­wig am 27. Juni 2021. Er schreibt dazu: “Ich hat­te im let­zten Jahr  die Zusam­men­stel­lung der Brück­endurch­fahrtshöhe im Revi­er über­ar­beit­et. Nach­dem die Schier­stein­er Brücke erneuert war, habe ich die Durch­fahrtshöhe neu gemessen. In den all­ge­mein zugänglichen Unter­la­gen ist immer 9,10 + HW 2 des zuge­höri­gen Pegels angegeben. Die wirk­liche Höhe ist meist größer. z.B.die neue Schier­stein­er Brücke: Wachs­ble­icharm 17,80 m — 6,50 m = 11,30 m statt der 9,10 in der Literatur.”

Brueck­endurch­fahrtshoe­hen-Rhein­gau-Stand-2021

Galgengrund: Gefährliche Untiefe km 509 — 510

Karte von Peter Dor­wig, Skizze Jügen Grund

Wer vom Schier­stein­er Hafen aus auf Tal­fahrt nahe beim recht­en Rhein­ufer bleibt, um etwa die prächti­gen Villen am Ufer bess­er zu betra­cht­en, kön­nte unverse­hens böse auflaufen: Noch vor der ersten roten Tonne der Fahrrin­nen-Markierung (Rheinkilo­me­ter 509,4) ragt eine Untiefe bis zu 110 Meter vom Ufer zur Flussmitte. Und: Diese Untiefe wird erst bei einem Wasser­stand von 2,36 Metern (Pegel Mainz) und weniger sichtbar.

Gefährlich­er Gal­gen­grund: Flusskarte, bear­beit­et von Peter Dorwig

Genau darin beste­ht die Gefahr: Bei hohem Wasser­stand diese Untiefe buch­stäblich zu überse­hen. Schon manch­er hat hier die Schraube seines Motor­boots beschädigt. Jür­gen Grund hat das extreme Niedrig­wass­er des Som­mers 2003 genutzt und diese Untiefe genau vermessen. 

Skizze des Gal­gen­grunds, ver­messen von Jür­gen Grund