
Feuer bekämpft man mit Feuer, sagt man. Und Graffitis mit Graffitis? Das jedenfalls hofft der Vorstand des Wassersport-Vereins Schierstein 1921 e.V. (WVS), der mit einem Groß-Graffiti — sprich: Gemälde — unschöne Schmierereien am Zielturn im Westen des Schiersteiner Hafens künftig verhindern will. Der Zielturm gehört zum WVS.
Und für Kunst am Zielturm erntete der WVS und das Künstler-Paar bei der feierlichen Einweihung am Samstag (16.08.) viel Lob. Urban Egert, Schiersteiner Ortsvorsteher: “Sehr schön, ein Schmuckstück für Schierstein!” Ralf Hössel, WVS-Vorstand, stimmte zu: “Super gelungen”. Ausschließlich positiven Zuspruch ernteten die beiden Künstler auch während ihrer Arbeit von Passanten, die die verschiedenen Phasen bis zur Fertigstellung des Gemäldes am Uferweg mitverfolgen konnten. Dabei, beobachtete Urban Egert, mussten die Spaziergänger allerdings erst einmal ein paar Schritte zur Seite gehen, um das Bild mit gebührendem Abstand in seiner vollen Größe sprich: Höhe, betrachten zu können.



Kunst am Zielturm in verschiedenen Phasen der Fertigstellung
WVS-Vorstand Ralf Hössel erläuterte, wie es zum Zielturm-Bild gekommen ist: Mitte Juli wurden die Künstler Juliet Murphy und Sean Griffin nach einem Tipp von Ann-Kathrin Caeser (WVS-Geschäftsstelle) zu einer Präsentation im WVS-Vorstand eingeladen. Die beiden waren bereits als Graffiti-Künstler in Mainz-Kastel aktiv, dort hatten sie sich auch kennengelernt. Schon einen Tag nach der Präsentation erhielten sie den Auftrag und bekamen vom WVS eine Hebebühne gestellt, um mit ihrer buchstäblich großflächigen Arbeit beginnen zu können. Das schlechte Wetter verzögerte die Arbeiten, aber nun, am Ende der kurzen Hitzewelle, ist alles fertig.
Die beiden Künstler nennen ihr Bild eine Inspiration. Es zeigt ein Schwanenpaar, eine Segelyacht (real zu sehen am Steg 2 des WVS) und ein Zweierkajak, eingerahmt von einem Steg mit kleinen Pollern und Festmacherleine im Vordergrund und die für den Rhein hier so typische Uferlandschaft über der sich ein gewaltiger Himmel mit untergehender Sonne und Abendwölkchen wölbt. Eine gelungene Inspiration, typisch für die Flusslandschaft vor Schierstein.


Sean Griffin (rechtes Foto, rechts) ist Graffitikünstler, Wandmaler und feiner Künstler aus New York. Er fing mit Arbeiten auf der Straße an, die dann zu großformatigen Wandbild-Aufträgen in Amerika und Europa führten. Außerdem unterrichtet, performt und malt er auf öffentlichen und privaten Events. Seine Werke wurden schon in großen Galerien in New York, Miami und Key West ausgestellt.
Juliet Murphy ist Künstlerin aus Wiesbaden und hat hier an der Hochschule Kommunikationsdesign studiert. Sie malt schon ein Leben lang mit Pinseln, hat seit einiger Zeit eine Leidenschaft für Graffiti entwickelt und gestaltet Flächen, die immer größer werden.
Beide Künstler freuten sich über den Auftrag für dieses Bild. Die Verschönerung des Zielturms ist ihre erste gemeinsame Arbeit. “Dabei habe ich noch viel von ihm gelernt”, sagte Juliet Murphy über die Arbeit ihres Kollegen, sie habe von ihm noch “richtig professionelle Tipps” erhalten. — Auch die Betrachter des Gemäldes profitieren davon.