Rhine Cleanup 2023: Gefühlt weniger Müll

Rhine-Cleanup 2023: Weit weniger Müll vom Rhein an der Sam­mel­stelle des Wasser­sport-Vere­ins Schier­stein 1912 e.V. als im ver­gan­genen Jahr? Doch der gefühlt bessere Umgang mit der Umwelt hat vielle­icht noch ganz andere Gründe …

Rhine Cleanup 2023, 80 macht­en mit. Hier die Werkzeu­gaus­gabe des WVS 

Rund 80 Kinder, Frauen und Män­ner – viele Fam­i­lien – hat­ten sich, so der WVS-Umwelt­beauf­tragte Michael Schnei­der, am Sam­stag (09.09.) beim Rhein-Cleanup an der Sam­mel­stelle des Wasser­sport-Vere­ins Schier­stein 1921 e.V. beteiligt. Es galt, die Ufer des Schier­stein­er Hafens und des Rheins von Unrat zu befreien. Aber die Frei­willi­gen kehrten nicht nur vor der eige­nen Haustür: Im gesamten Hafen und sog­ar am Rhein­ufer spürten sie Müll auf und dank einiger WVS-Kanuwan­der­er in Kajaks sog­ar vom Wass­er aus. Zum vierten Mal beteiligte sich der WVS an dieser Aktion. Sie ist eine  der Maß­nah­men zur Ver­lei­hung der „Blauen Flagge“ (Ausze­ich­nung für Umweltqual­ität), die der WVS in diesem Jahr zum 25. Mal ver­liehen bekom­men hatte.

Schon mor­gens um 9 Uhr waren die ersten gekom­men, um sich beim WVS-Stand Greifzan­gen, Hand­schuhe und Müll­beu­tel zu schnap­pen. Und trotz der allmäh­lich wieder heftig bren­nen­den Sonne har­rte Clau­dia Grüninger am WVS-Stand aus, bis gegen halb eins die Frei­willi­gen mit ihrer Aus­beute wieder ein­trafen, Werkzeug zurück­gaben und volle Müll­beu­tel in den dazu vorge­se­henen Con­tain­er kippten.

Die Aus­beute: „Ein paar Flaschen und einen Stuhl. Der war so schw­er, dass wir ihn an die Müll­tonne gestellt haben“, berichtet Fine Her­rmann, ein kleines, aber fleißiges Mäd­chen. Ein Kanuwan­der­er-Pärchen fis­chte eine volle Flasche mit irgen­deinem Erd­beer-Schaum aus dem Wass­er und eine Bat­terie. Viele berichteten von unzäh­li­gen Zigaret­ten­s­tum­meln, vor allem rund um Sitzbänke – ein immer größeres Prob­lem beim Kampf gegen Umweltvergif­tung unser­er Gewässer.

Ander­er­seits: „Ich hab’s mir schlim­mer vorgestellt“, sagt ein Vater, der mit seinem vier­jähri­gen Sohn Hannes eben­falls bei der Aktion dabei war. Diesen Ein­druck teilte auch eine junge Mut­ter, deren klein­er Sohn ger­ade einen hal­b­vollen Müll­sack in den Con­tain­er warf und die schon vor zwei Jahren bei der Aktion mit­gemacht hatte.

Hm. Sind die Wies­baden­er umwelt­be­wusster gewor­den? Das wäre schön, wün­scht sich WVS-Umwelt­beauf­tragter Michael Schnei­der. Gle­ichzeit­ig gibt er zu bedenken, dass in diesem Jahr der Wasser­stand recht hoch sei. Viel Müll sei weggeschwemmt wor­den oder lauere noch unter der Wasser­ober­fläche. In den ver­gan­genen Jahren war der Wasser­stand deut­lich niedriger, da habe man natür­lich mehr Müll gesehen.

Umweltschutz auch bei den Werkzeu­gen. Bis­lang im Ein­satz waren nur Greifer aus Kun­st­stoff und Mag­neten an den Zan­gen, die das Ein­sam­meln von Met­all­ge­gen­stän­den erle­ichterten. Neuerd­ings sind die Zan­gen nur noch aus Holz und leichter. „Für die Kinder hat das natür­lich Vorteile,“ sagt Michael Schnei­der der WVS-Umweltbeauftragte.

WVS-Umwelt­beauf­tragter Michael Schnei­der und Frau Clau­dia Grüninger mit schw­er­er, mag­netis­ch­er Greifzange und der neuen, umwelt- und kinderg­erecht­en aus Holz 

Michael Schnei­der ist zufrieden mit der Beteili­gung. Mehr als zwanzig WVS-Vere­ins­mit­glieder waren beim Rhine-Cleanup aktiv. Aber die meis­ten kamen von außer­halb des WVS, ani­miert durch Mund-zu-Mund-Pro­pa­gan­da oder durchs Inter­net. Wäre das nicht auch eine Gele­gen­heit, neue Vere­ins­mit­glieder zu gewin­nen? Im Prinzip schon. „Aber jet­zt hat er ger­ade mit Hand­ball ange­fan­gen“, sagt eine junge Mut­ter, auf ihren Sohn mit dem hal­b­vollen Müll­sack deu­tend. Nun ja, ger­ade bei diesem heißen Spät­som­mer­wet­ter kann Wasser­sport vielle­icht doch noch ver­lock­ender sein … Man wird sehen.

Zum Rhein-Cleanup ruft jedes Jahr die Rhine-Cleanup auf, eine gemein­nützige GmbH in Düs­sel­dorf. Sie will die die Ver­mül­lung der Ozeane mit Plas­tik­müll bekämpfen und begin­nt deshalb mit Frei­willi­gen-Aktio­nen bei der Reini­gungsar­beit an Flüssen, über die 70 Prozent des Plas­tik­mülls in die Welt­meere gelange. Rhine-Cleanup-Web­Site: „Seit 2018 räu­men wir die Ufer der Flüsse auf – zunächst am Rhein von der Quelle bis zur Mün­dung, mit­tler­weile auch an 21 weit­eren Flüssen. In den let­zten Jahren kon­nten wir über 100.000 Frei­willige aktivieren, sie haben über 1.000 Ton­nen Müll an den ver­schiede­nen Flüssen gesammelt.“

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