Am Ende waren es drei Stunden, die etwa 50 Vereinsmitglieder und Besucher in den Räumen des Wassersport-Verein Schierstein 1921 e.V gehalten haben, um auf Einladung der WVS-Segelabteilung gebannt den Ausführungen, Fotos und Videos zu lauschen, die Jörg Rode von der DRF Luftrettung Bremen von seinem Einsatz auf der „FS 140 Polarstern“ in der Antarktis mitgebracht hatte.
Mit 100 internationalen Wissenschaftlern und Besatzung war das Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Institutes Bremerhaven Ende November 2023 in Kapstadt, Südafrika, aufgebrochen, um die weniger gut erforschte östliche Antarktis in der Nähe des Shackleton-Eisschelfs zu erkunden. Bereits auf dem Weg dorthin wurden an geplanten Koordinaten Tiefseebohrungen und Wasserprobenentnahmen vorgenommen, um Erkenntnisse über Klimaeffekte, Strömungen und Wasserveränderungen zu gewinnen. Vor dem Schelfeis bahnte sich die „Polarstern“ auch durch Eisflächen ihren Weg, denn das Forschungsschiff ist auch ein Eisbrecher mit besonders starken Motoren, und es kann Eisschichten mit bis zu 1,5m Dicke durchfahren.
An der Eiskante der Antarktis selbst kam die Helikopter-Crew zu Einsatz und flog Wissenschaftler und Material aufs Land, damit dort Gesteins- und Eisproben entnommen werden konnten, um Analysen durchzuführen, mit denen die Modelle der Wetter- und Klimaentwicklung verbessert und verfeinert werden sollen. Neben wirklich einzigartig eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen der Antarktis aus der Helikopter-Perspektive konnte Jörg Rode die komplizierte Arbeit der Wissenschaftler beim Einsatz der Probeentnahmegeräte und das nicht ganz ungefährliche Verladen von Material mit dem Helikopter vom fahrenden Schiff präsentieren und mit tollen Videos nahebringen. Fotos und Videos hatte er mit seinem I‑Phone nebenher während seines Jobs als Avionik-Ingenieur und Helikopter-Techniker gemacht, und während seiner Reise für Freunde und Bekannte einen Blog gepflegt, auf dem schon ein Teil seiner tollen Bilder vorgestellt wurde.
Die abschließende Krönung waren Videos von Pinguinen, die auf durch die Vorbeifahrt der Polarstern stark schwankenden Eisschollen artistisch balancierten, unerschrocken und neugierig näherkamen und die “Außerirdischen” beäugten, in Frack und bestem Sonntagsstaat ganz offenbar das weitere Vorgehen berieten, und dann gemächlich davonwackelten oder blitzesschnelle mit den Flügeln rudernd auf ihrem Bauch über die Eisflächen davonrutschten.
Antarktis-Forscher Jörg Rode, Impressionen der Reise und die “Polarstern”
WVS-Flagge bald am Nordpol?
Die Reise der „Polarstern“ durch die Antarktis endete im März 2024 in Hobart in Australien. Die Wissenschaftler kehrten dann in ihre Institute und Labore zurück, um die gewonnenen Proben auszuwerten und ihre Erkenntnisse zu publizieren. Das Schiff selbst ist bereits wieder auf der nächsten Erkundungsfahrt. Die „Polarstern“ ist 300 Tage des Jahres unterwegs. Auf der Reise war eine Filmcrew dabei, die einen Film zur Veröffentlichung für den Herbst 2024 vorbereitet. Der nächste Polar-Törn wird Wissenschaftler, Mannschaft und Helikoptercrew im Sommer in die Arktis führen. Beide Polarregionen werden im Wechsel erkundet, und zwar immer zur jeweiligen halbjährigen Helligkeitsphase, also Arktis im Sommer und Antarktis im Winter. Vielleicht kann dann Jörg Rode im Herbst von der Arktis berichten.
Edgar Hartung und Stefan Hausmann haben ihm jedenfalls schon einmal eine Fahne des WVS mitgegeben, auf dass er sie am Nordpol hissen und uns allen ein schönes Bild davon mitbringen möge. Ach ja, um die Frage aller Fragen zu beantworten: Pinguine am Südpol, Eisbären am Nordpol. Sie begegnen sich nie.”
Bericht: Ralf Heidger