Segeltörn
Mittelmeer/Ionische Inseln, Griechenland, Juni 2023
Crew: Albrecht Gantzer, Skipper, Monika Barthel, Co Skipperin,
beide WVS Steg 1,
Alexandra Wingender, Crewmitglied
Fahrzeit: 10.06.–24.06.2023,
Charterschiff:
SY Hanse 385, Happy Impuls
Start- und Zielhafen: Preveza
Fahrgebiet: Lefkas, Ithaka, Kefalonia, Astakos Festland, Kalamos, Meganisi, Ambrakischer Golf
Liebliche Inseln, allerdings Gefahr von Fallwinden
Die ionischen Inseln sind ein interessantes, unkompliziertes Fahrgebiet. Zumeist weht im Sommer Maestros, ein leichter bis mäßiger Schönwetterwind aus Nord bis Nord-West, bei beständigem Wetter.
Die Inseln liegen in Sichtweite zueinander und sind zumeist begrünt und bewaldet, zuweilen auch mit Zypressen bewachsen, sodass die Besucher ein liebliches, fast italienisches Flair empfinden können. Zwischen den Inseln oder in Küstennähe können, zumeist nachmittags, auch schon mal deutliche Fallwinde zum Reffen veranlassen.
Unsere dreiköpfige Familiencrew beginnt den Törn in bester Stimmung mit einem Teil des Kulturprogramms mit der Besichtigung der Ruinenstadt Nikopolis, Hauptstadt der römischen Provinz Epirus, dem größten archäologischen Ort Griechenlands, der gerade außerhalb der Stadt liegt. Der spätere Kaiser Augustus Oktavian gründete die Stadt 31 n. Chr. zur Erinnerung an den Sieg der Seeschlacht von Actium in dieser Bucht, gegen Antonius und Kleopatra, und nannte sie Nikopolis, Stadt des Sieges. Die ungeheure Länge der Stadtmauer in verschiedenen Baustilen vermittelt einen Eindruck der einstigen Größe dieser antiken Stadt. Ein lohnenswerter Ausflug.
Am frühen Nachmittag erfolgt dann eine problemlose Schiffsübernahme und Proviantieren des Bootes. Es war ein langer Tag, nach Abflug Frankfurt 5:20 Uhr, umso mehr genießen wir ein gemütliches und recht gutes Abendessen an der Pier. Dutzende von kleinen Fischen springen sprudelnd im Wasser. Offenbar werden sie von größeren Fischen gejagt. Welch ein Schauspiel.
Auslaufen Sonntagmorgen, zunächst nur mit der Fock durch ein Verkehrstrennungsgebiet, dann durch die Schwenkbrücke von Lefkas und den Lefkaskanal nach Nydrion zum Ankern in die „Tranquil Bay“. Also tranquil (ruhig) ist es sonntags dann dort nicht! Weil ankern so schön ist, machen wir es dann 2mal. Zuerst slippt der Anker wegen Seegras und ein verrostetes Schiffswrack kommt mangels ausreichender Kettenlänge immer näher. Dazu können Fallwinde für Ungemütlichkeit sorgen. Also lieber nochmal neu. Dann aber erstes Bordfest mit schöner Kulisse.
Tags drauf erlebt unser drittes Crewmitglied Alexandra den ersten richtigen Segeltag ihres Lebens auf dem Meer. Mit 3–5 Bft. Geht‘s auf der Kreuz an der Ost- und Südküste von Meganisi entlang nach Ormos Syvota, einem schönen und geschützten Hafen an der Südküste Lefkas. Lecker Essen am Abend. Die Stimmung lässt nun gar nichts zu wünschen übrig.
Ithaka-Besuch ist ein Muss für Odysseus-Fans
Ithaka zu besuchen, ist ein ‚Muss‘, für Monika als Fan der Odyssee. Anlegen am sicheren neuen Kai vom Hauptort Vathy, mit allen Versorgungsmöglichkeiten. Tavernen und Cafés mit Geschäften vieler Art säumen die Wasserfront und die umliegenden Gassen des hübschen Ortes. Am Hauptplatz thront das Standbild von Odysseus, dem berühmten antiken Sagenhelden.
Am nächsten Tag motoren wir mangels Wind an der Ostküste entlang. Der Wind fehlt wahrscheinlich nur, weil wir die „Götterehrung“ bislang nicht vorgenommen hatten, was Monika obligatorisch, sogleich gebührend an alle Meeresgottheiten des Mittelmeers gerichtet, nachholt. Es gab halt bislang keinen Sherry zu kaufen. Wenn uns das die Götter mal nicht übelgenommen haben; schmunzel!
In einer der östlichen Buchten soll der Held der Sage nach geboren sein. Mehrere Buchten beanspruchen dies für sich. An der Südküste liegt die sehr schöne enge Bucht von St. Andrea, zum mittäglichen Badestopp herrlich, trotz Ankertiefe von 25 m! Zum längeren Verweilen geht das nur mit Landleinen. Ist ja noch ruhiges Wetter, und nur Albrecht geht mit einem speziellen Auftrag kurz von Bord.
Angeblich soll Odysseus in dieser Bucht nach den 7 Jahren seiner Abenteuer Irrfahrt durchs Mittelmeer hier wieder an Land gekommen sein, wo er seinen Sohn Telemachos traf; gerade noch rechtzeitig, um die Wiedervermählung seiner geliebten Frau Penelope mittels eines Armbrustwettstreits mit seiner eigenen Waffe gegen die anderen Gattenanwärter zu verhindern, da er als verschollen galt. Eine raffinierte Finte von Penelope, die den als Bettler verkleideten Gemahl natürlich erkannte. Wir genießen den Badestopp in vollen Zügen an diesem schönen Ort.
Sturmwarnung, spannende Ankermanöver, Gewitter, peitschender Regen
Rüber geht’s westlich an die Ostküste von Kefallonia nach Effimia. Ein Sturmtief ist vorhergesagt – hier, eher ein ungewöhnliches Ereignis. Der Hafenmeister bedeutet uns frühzeitig im Hafenbecken den Anker fallen zu lassen, mit langem Anlauf an die Pier. Die Kette rasselt Meter um Meter nach unten – der Ankerkasten wird immer leerer. Wenn das mal reicht. Dann ist da nur noch das Sicherungsleinchen am Ende der Kette. Fehlt ein halber Meter bis zur Pier für die Passerella. Also Vollgas rückwärts und die Kettenglieder strammziehen. Es reicht gerade eben!! So knapp hatte ich das bei meinen drei Duzend Törns bisher noch nie.
Den Anleger lassen wir uns schmecken. Effimia wurde bei einem Erdbeben 1953 fast vollständig zerstört, und präsentiert sich daher als wiederaufgebauter proper angenehmer Ort.
Dafür gewittert es heftig, der Regen peitscht 2 Tage lang alle Stunde die Pier entlang, heftige Böen biegen die Bäume im Wind. Unfreiwillige Hafentage mit Relaxen und u. a. auch Kochen an Bord. Dann Auto mieten und die Zeit nutzen, um die Insel zu erkunden. Der Regen lässt nach, aber es weht noch ordentlich, vor allem im Westen, in der Hauptstadt Argostoli, dem Ort der Einheimischen. Die Erhebungen der Insel reichen bis 1635m. Viele enge Kehren wollen bei dieser Inselrundfahrt gemeistert werden. An der nördlichen Landspitze liegt Fiskardo, klein St. Tropez von Kefallonia genannt, mit recht hübschem Flair, nicht ganz preiswert. Abends Hafenambiente an Boot mit gekonnten Piertänzen der finnischen Nachbarn.
Nun kann‘s weiter gehen. Nein – ein Nachbar hat seinen Anker über unseren geworfen. Ankersalat lieben wir!!! Es dauert eine Weile, bis wir freikommen. Der Nachbar ist nicht an Bord. Wir haben aber einen guten, findigen Skipper — und Manöver fahren, können wir auch. Beifall von der Pier.
Da uns die Hafentage fehlen, segeln wir nicht weiter nach Süden, sondern nach Osten zum Festland, in den Golf von Astakos. Schöner Segeltag und netter Ort, mit abendlichem Sirtaki in der guten Fisch — Taverne von Stephanos, und ausgiebigem Baden am Strand von Astakos am nächsten Morgen. Hierher verirren sich nicht viele Yachtis.
Lustsegeln mit Manövertraining - und dann knacken wir die 8 Knoten
Auf dem Rückweg liegt, leider bei völliger Flaute, die kleine Insel mit dem beschaulichen Ort Kalamos Port; nochmal Savoya; Lustsegeln mit Manövertraining mit Alexandra, die sich super anstellt und viel Spaß hat, vorbei an Meganisi und der ehemaligen Onassis Insel Skorpios nach Nord Meganisi mit Ormos Spilia zum Restaurantsteg Spilia, dem ultimativen Tipp von Ralf zum Fischessen. Wir wurden nicht enttäuscht!
Im Gegenteil — hey, war das super!
Zurück durch den Lefkas Kanal, vorbei am Heimathafen Preveza. Heute mit zweimal Delphinbegleitung!
Wir wollen noch einen Abstecher in den Ambrakischen Golf, nach Vonitsa machen.
Halbwindkurs, wir knacken die 8 Knoten. Vor der Hafeneinfahrt brist es nochmal mächtig auf.
Die Optikinder trainieren in der Bucht. Albrecht fährt ein super Manöver zum Anlegen. Eine sehr schöne Gegend am Festland und ein gemütlicher Abend, die Moskitos bekamen heute viel Menschensaft!
Zur letzten Etappe beschert Poseidon uns noch einmal einen strammen sportlichen Kurs hart am Wind mit 5–6 Bft. Im Heimathafen erwarten uns nachmittags die Jungs der Charterfirma schon.
Ein harmonischer, gut funktionierender Törn ist nach 10 Segeltagen und 250 Seemeilen zu Ende. Unser Supersmutje Alex wurde zum vollwertigen Crewmitglied. Ob sie eine Segelvirusinfektion erlitt, bleibt abzuwarten. Danke an alle Götter für eine gesunde Rückkehr!
Ein Bericht von Monika Barthel