Herbstwanderung am 2.11.2014

Benebelt!

 Über 70 wan­der­wütige Wasser­sportler stür­men das Niederwald-Denkmal 

Impres­sio­nen der Vereinswanderung

 von Man­fred Schelbert

Ganz langsam quälen sich die Schiffe den Rhein hin­auf. Es hat fast den Anschein, als wür­den sie ste­hen. Genau gegenüber mün­det die Nahe in den Rhein. Hät­ten wir jet­zt klare Sicht, blauen Him­mel und Son­nen­schein kön­nten wir einen fan­tastis­chen Aus­blick genießen. Doch der dichte Nebel lässt von diesem Wun­schdenken nichts übrig. Man kön­nte sagen, wir sind richtig benebelt. Stattdessen erweist sich das Binger Loch an diesem Vor­mit­tag als ungastliche Stätte. Und ver­schwindet irgend­wo vor uns die Ruine Ehren­fels hin­ter den dicht­en Nebelbänken.

In der Tat hätte uns der Wet­ter­gott an diesem Tag bess­er belohnen kön­nen, hätte uns strahlen­den Son­nen­schein bescheren kön­nen. Stattdessen gab es Fog, den Nebel des Grauens, für die mehr als 70 Wasser­sportler auf dem Weg zum Nieder­wald-Denkmal in Rüdesheim. Jawohl, über 70 wan­der­wütige WVSler hat­ten sich um punkt neun am Boot­shaus zur tra­di­tionellen Herb­st­wan­derung getrof­fen. Edgar Har­tung und Fran­jo Schohl hat­ten in diesem Jahr die Route aus­bal­dow­ert. Um 9:41 Uhr fuhr der Zug „am Schier­stein­er Haupt­bahn­hof“ (O‑Ton Har­tung) ab. Schon der Weg vom Boot­shaus zum Bahn­hof durch die Häuser­schlucht­en der Welt­stadt Schier­stein war ein Aben­teuer für sich. „So bin ich auch noch nicht zum Schier­stein­er Bahn­hof gelaufen“, lachte Bir­git Barth, als sie sich plöt­zlich im Irrgarten der Kän­gu­rusied­lung wiederfand.

Pos­i­tiv. Zumin­d­est die Schranke am Bahn­hof war aus­nahm­sweise geöffnet. Vielle­icht streik­ten ja dieses Mal die Schranken­wärter? Der Zug rumpelte pünk­tlich in den Bahn­hof, die WVS-Wan­der­schar enterte die Wag­gons. Edgar Har­tung hat­te Gemein­schaft­stick­ets besorgt. „Deswe­gen müsst ihr jet­zt auf mich beson­ders auf­passen“, nutzte unser Vor­sitzen­der seine Posi­tion scham­los aus. Dieser Schlaw­in­er! Und, man glaubt es kaum, am Rüdesheimer Bahn­hof stieg unser Boss sog­ar auf die Bar­rikaden, äähh, ein Mäuerchen, um sich Luft zu ver­schaf­fen für seine grandiose Ansprache. Schließlich musste er ja die Route erklären.

Ja, und nun liefen wir also zwis­chen den Rüdesheimer Wein­ber­gen ent­lang. Wir, das waren die Unen­twegten, die die lange Route in Angriff genom­men hat­ten. Man sprach von ein­er Wan­der­strecke von etwa 12 Kilo­me­tern. Na ja, ich weiß nicht, ob das so stimmt. Aber egal. Eine andere Gruppe wählte den gemütlicheren Auf­stieg zum Nieder­wald-Denkmal und nahm die Gondel. Es soll eine recht zugige Fahrt gewe­sen sein. Für die WVS-Young­ster hat­te Fran­jo Schohl eine Art Geo­caching parat. So heißt das neudeutsch. Mot­to: wer suche, der find­et. Wer nicht, lässt es bleiben. Sie fan­den immer.

Irgend­wann fan­den alle das Ziel, standen im dicht­en Nebel vor dem Nieder­wald-Denkmal. Dort spielte Frank Schulze dann Mund­schenk. Statt „Lafer, Lichter, leck­er“ war das Mot­to „Schuh­beck, Schulze, schmack­haft“. Es gab Fleis­chkäse im Brötchen. Und Glüh­wein. Dazu hat­te unser Drachen­boot­wart Bänke und Tis­che aufge­baut. Beikoch Rudi Ren­schin zerteilte den Fleis­chkäse math­e­ma­tisch genau. Alles musste schließlich seine Ord­nung haben. Edgar Har­tung gab seinen Senf dazu. Äh par­don, nix Senf, nix Ketchup. Ingre­dien­zen Fehlanzeige. Die hat­te man schlichtweg vergessen. Oder der Nebel war dran schuld?

Irgend­wann als das let­zte Stück Fleis­chkäse ver­til­gt war, ging´s wieder zurück Rich­tung Rüdesheim. Nun über die Diretis­si­ma. Straight away nach unten. 70 WVSler stürmten die Drossel­gasse und später den Bahn­hof. Und die Fahr­di­en­stlei­t­erin ver­schluck­te auf dem Bahn­steig vor Schreck fast ihre Pfeife. So gegen zwei, vielle­icht halb drei waren wir dann wieder in Schier­stein, wo im Vere­in­sraum Kaf­fee und Kuchen auf uns warteten. Das Cafe Kran­zler wäre vor Neid erblasst. Schwarzwälder Kirschtorte, Streuselkuchen, Apfelkuchen, später Hefe­haltiges aus den Alpen und aus dem Schwarzwald. Bis dahin dürften dann auch die Schiffe aus dem Binger Loch ihren Weg rhein­aufwärts bis Schier­stein gefun­den haben.

Bleibt das Faz­it von dem Ganzen: Toll war´s. Eine super Ver­anstal­tung. Alle hat­ten ihren Spaß. Dank an Edgar Har­tung, Fran­jo Schohl, Frank Schulze, Lothar Weck­er­ling, Rudi Ren­schin für die tolle Organ­i­sa­tion. Und natür­lich an alle Kuchen­bäck­er. Und lieber Edgar, wegen dem Senf und dem Ketchup, da mach Dir für näch­stes Jahr am besten einen Knoten ins Ohr.

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