Beim Wassersport-Verein Schierstein 1921 e.V. findet an diesem Wochenende (06./07.01.) der Sichtungslehrgang für Damen und Herren in der Altersklasse Masters der Drachenboot-Nationalmannschaft des Deutschen Kanu-Verbandes e.V. statt. Heißt: Wer in diesem Sichtungslehrgang besteht, hat große Chancen, mit der deutschen Nationalmannschaft zur Drachenboot-Weltmeisterschaft im November 2024 in Puerto Princesca/Philippinen zu fahren.
So weit, so fern. Ganz nah dagegen die schweißtreibende Arbeit im WVS-Kraftraum und auf dem Wasser. Fitness, Kraft und Ausdauer wollen Trainer und Schiedsrichter bei den Kandidaten m/w sehen und Paddelkönnen — Drachenbootbankeinzelfahren — live: Eine Drachenboot-Paddlerin, bzw. ein ‑Paddler allein in einem 12,5‑Meter-Boot und neben sich zwecks Gewichtverteilung lediglich ein Dummy oder eine nichtpaddelnde Person. Das alles wird scharf beobachtet und mit Video ausgewertet. Parallel findet eine Ausbildung zum Kampfrichter Kanu Drachenboot statt.
Schweißtreibende Übungen der Masters Damen in Hantelraum des WVS …
… unter strenger Beobachtung des Schiedsrichters Vitus Neuenhöfer aus Borken (links)
und des Nationaltrainers Masters (Damen und Herren) Karl-Heinz Born vom WVS
Die Ergebnisse der Übungen sind zwar schnell ermittelt, die Auswahl wird allerdings erst im Februar bekanntgegeben. Denn von den 47 Frauen und Männern, die sich für die Nationalmannschaft bewerben, waren viele wegen Erkältung und Grippe zuhause geblieben (für die gibt es einen Nachholtermin), nur 27 waren nach Wiesbaden-Schierstein angereist. Allerdings von weit her: von Hamburg und Ulm, Münster, Borken und Berlin und natürlich auch aus der Rhein-Main-Region.
Paddelkönnen live: Nur eine/r paddelt das 12,5‑m-Boot, eine Person sitzt zum Gewichtsausgleich tatenlos daneben - und naja, den Steuermann braucht’s auch noch (Fotos: Cynthia Gottschald-Kipping)
Austragungsort WVS mit besten Voraussetzungen
Warum so eine hochrangige Drachenboot-Veranstaltung in Schierstein? Mit der Antwort kommt eine Drachenbootfahrerin aus Berlin ganz schnell dem daneben stehenden Ko-Trainer Masters Herren, Charles Rhoades aus Ulm, zuvor: „Beste Wetterbedingungen (am Samstagvormittag), Kraftraum, Küche, Aufenthaltsraum, Motorboote (als Begleitfahrzeuge) und ein Zielturm (zur Kampfrichter-Ausbildung), das sind beste Voraussetzungen!“ Dem hat der Trainer nichts mehr hinzuzufügen und nickt alles lächelnd ab.
Etwas ausführlicher erklärt es Stefan Frey, der im WVS zusammen mit Timo Kwiatkowski die Drachenboot-Abteilung leitet und da vornehmlich die „Pink Ladies“ betreut. Der WVS sei in Drachenbootkreisen gut bekannt, habe mit dem Hafen ein ideales Revier und biete eine hervorragende Infrastruktur. Die meisten Drachenbootsportler kennt er aus seiner aktiven Drachenboot-Zeit und alle kennen sich inzwischen auch untereinander, sind schon öfters gemeinsam gepaddelt. In der Masters-Klasse (über 40 Jahre) ist das bei dieser Auslese ziemlich wahrscheinlich.
Als sich Grit Kaletta vom WVS dann für die Organisation bereit erklärte und da auch Karl-Heinz Born, National-Trainer der Masters-Damen und seit Jahresbeginn auch der der ‑Herren (Gratulation!), hier seinen Heimathafen hat, war die Sache schnell klar. Eine formelle Entscheidung des Deutschen Kanu-Verbandes, so Frey, brauchte es dann gar nicht mehr.
Stefan Frey wertet die Veranstaltung auch als großen Imagegewinn für den Drachenbootsport im Wassersport-Verein Schierstein 1921 e.V.. Zudem diene die Veranstaltung auch der Teambildung des künftigen deutschen Nationalteams. Die wird sicher noch intensiver werden: Vor der Weltmeisterschaft auf den Philippinen wird das Team noch zu sechs deutschlandweiten Trainingslagern zusammenkommen.
Organisatorin Grit Kaletta ist am Samstagmittag mit dem bisherigen Verlauf zufrieden. Vor allem mit dem Wetter: Temperaturen deutlich über Null Grad und „kein Wind, alle haben gleiche Bedingungen!“ Die paar Regentropfen am Nachmittag schaden dann auch nicht mehr.