
Mitgliederversammlung 2025 des Wassersport-Vereins Schierstein 1921 e.V. am Freitag, (07.03.): Keine Wahlen, keine Gegenstimmen, keine Aufreger, also alles nur Routine? Nein. Geht gar nicht bei so einem Verein.
Nun, es war gefühlt schon mal wärmer bei einer Mitgliederversammlung des WVS. Allerdings kam dieses Gefühl von den fast sommerlichen Temperaturen dieses Freitagabends draußen und dem kaum geheizten Saal drinnen. “Das heizt sich schon auf, wenn der Saal voll ist”, tröstete der Wirt des To Limani. Aber voll wurde der Saal eben nicht: Gerade mal 79 stimmberechtigte Mitglieder wurden gezählt. Da kamen schon mal mehr …
Doch die Stimmung im Saal war keinesfalls frostig. Im Gegenteil: Fröhliche Begrüßungen, Umarmungen, Small Talk und später viel Beifall für die einzelnen Vorträge. Andererseits erschienen von den 22 Mitgliedern, die für langjährige Mitgliedschaft geehrt werden sollten, gerade mal drei: Caroline Hartung (25 Jahre), Claus Lorenz-Knoll und Prof. Dr. Horst Müntefering (jeweils 40 Jahre). Ein bisschen verloren standen die da auf der Bühne.

Mitten im Publikum dagegen saß einer, dem eine besondere Auszeichung zuteil wurde: Peter Dorwig (Foto). Er wurde mit großem Beifall zum Ehrenmitglied des WVS gewählt.
Peter Dorwig ist seit 1989 Mitglied, bekam 2014 die Ehrennadel für seine Leistungen im Jugendsegeln und als Abteilungsleiter, war 2012–2014 Stellvertretendes Vorstandsmitglied und 2018–2022 Stellvertretender Vorstand für Finanzen.
Vielleicht lag es am außergewöhnlich milden Wetter oder an der wenig außergewöhnlichen Tagesordnung, dass nicht besonders viele Mitglieder den Weg in den Versammlungsraum fanden. “Ist ja nur Routine”, dachten sie sich vielleicht. Als ob in einem so aktiven Verein wie dem WVS je irgendetwas nur Routine sein könnte!

Es war nicht ganz unpolitisch, als der WVS-Vorsitzende Edgar Hartung mit einem Sokrates-Zitat die Mitgliederversammlung 2025 eröffnete: „Das Geheimnis der Veränderung besteht darin, Deine ganze Energie darauf zu konzentrieren, Neues aufzubauen, statt Altes zu bekämpfen.“
Denn obwohl Hartung dieses Zitat auf das Wirken und die Kultur seines inzwischen 104 Jahre alten Wassersport-Vereins bezog, passt das punktgenau nicht nur auf das Sportgeschehen, sondern ebenso auf die aktuelle Lage unserer Welt. Dieses Zitat strahlt Zuversicht aus, aber auch einen Gestaltungs-Appell! Hier wie dort.
Der Geschäftsbericht des Vorsitzenden zeigte mehr als deutlich, wie gut das Sokrates-Zitat für den WVS passt und was sich hier auch 2024 wieder alles getan hat.
Stichworte aus dem Bericht des Vorsitzenden:
Mitglieder: 1.393 am 31.12.2024.
Beiträge: Bleiben weiterhin stabil (seit 2015).
Regatten: 4 große Segel- und Drachenbootregatten; die Große Wiesbadener Kanuregatta musste wegen Hochwassers kurz vor dem Start abgesagt werden.
Leistungssport: Drachenboot: Deutsche Meisterschaften und WM-Titel; Kanurennsport: Hessenmeister bis zu Süddeutschen Meisterschaftstitel; Segeln: Hessenmeisterschaft.
Freizeitsport: Mittwochssegler immer beliebter, positiver Trend vor allem beim Kanuwandern; beim Stand-up-Paddling (SUP) und bei Pump Foils.
Erlebnispädagogik/Kooperation mit der Schulsozialarbeit – voll ausgebuchte Ferienangebote, unterstützt von jungen Helferinnen und Helfern aus dem WVS.
„Blaue Flagge“ – wurde dem WVS auch 2024 wieder verliehen.
Frühjahrs- und Herbstputz – jeweils mehr als hundert freiwillige Helferinnen und Helfer.
Saisonstart mit Bootstaufe und „Tag der offenen Tür“ am 1. Mai – 400 Besucherinnen und Besucher.
Bootskorso beim Hafenfest: Mit 11 Booten Rekordteilnahme und gleichauf mit dem WYC die größte Flotte.
„Feuer und Fackel“-Wanderung um den Schiersteiner Hafen auch etwa 100 Teilnehmende.

Was der Vorsitzende schon kurz skizziert hatte, ergänzten und vertieften die Abteilungsleiter in ihren Berichten. Und das war spannend. Das von Edgar Hartung vorgetragene Sokrates-Zitat wird angesichts ständiger Veränderungen im WVS längst gelebt.
In der Homepage des WVS wurden 2024 beispielswiese 57.405 Seiten aufgerufen (eine Steigerung von 27 %). Die IT-Infrastruktur des WVS wurde runderneuert — schneller als geplant. Die Segler boten sommers wie winters ein sehr attraktives und gut gebuchtes Programm mit gemeinsamen Fahrten, Manövern und Vorträgen an, ganz abgesehen von den Mittwochsseglern mit viel Zulauf. Beim Kinder- und Jugendsegeln ist der Andrang groß. Großer Erfolg auch bei Paddel- und Segel-Aktionen für Menschen mit Handicap. Die schwer arbeitenden Drachenboot-Sportlerinnen und ‑Sportler waren so oft und so erfolgreich unterwegs, dass der Bericht darüber kein Ende zu nehmen schien. Lustig anzusehen sind dagegen die Pump-Foiler, die inzwischen schon professionell über dem Wasser schweben. Im Wasser dagegen erpaddeln sich die Kanuwanderer einen Fluss nach dem anderen im In- und Ausland und sind zu jeder Jahreszeit unterwegs. Also, da gab es insgesamt viel Neues zu hören und manch schöne Foto oder Video zu sehen.











Der Routine-Teil lief buchstäblich routiniert ab: Die Kasse stimmte, der Vorstand wurde entlastet und die Finanzlage des Vereins ist gut. Größte Investition des WVS in 2025 ist ein neuer Paddelsteg, der jetzige genügt den Sicherheitsbestimmungen nicht mehr. Doch obwohl die Kassenlage gut ist, würden Spenden gern entgegen genommen, betonte Finanzvorstand Ralf Hössel. Nicht ganz ernst gemeint allerdings war angesichts der immer noch kühlen Raumtemperatur sein Vorschlag für die Umbenennung des Vereins in die “eiskalten Wassersportler”.
Schlusswort von Edgar Hartung: „Wir wollen für den Verein weiter ein solides Fundament in sportlicher, gesellschaftlicher und organisatorischer Hinsicht erarbeiten, damit der Verein auch noch viele Jahrzehnte besteht. Bei allen Gedanken für den Leistungssport dürfen wir die Nachwuchsarbeit, das Freizeitangebot und den Breitensport nicht vergessen.“ Das hörte man gern im Saal.
Die Mitgliederversammlung endete ziemlich genau nach zwei Stunden. Alle waren’s zufrieden — und verließen ziemlich schnell den kalten Saal.