Der Halbjahresbericht 2019 des WVS-Umweltbeauftragten, Matthias Müller, behandelt das Thema “Blaue Flagge” und empfiehlt, Arbeiten zur Pflege des WVS-Vereinsgelände als eigenen Beitrag zum Umweltschutz zu dokumentieren. Gleichzeitig äußert er die Vermutung, dass von kleinen Booten vergleichsweise mehr schädliche Emissionen ausgehen als von großen.
Halbjahresbericht des Umweltbeauftragten insbesondere zum Thema Dokumentation und Umweltmanagement
1. Allgemeines
Die Tätigkeit des Umweltbeauftragten sowie allgemein aller an Umweltaspekten besonders interessierten Vereinsmitglieder wird durch die Blaue Flagge symbolisiert. Tatsächlich sind die bisher entfalteten und in Zukunft notwendigen Umweltanstrengungen des Vereins unabhängig von den formalen Erfordernissen im Anforderungskatalog für die Verleihung der Blauen Flagge zu sehen.
2. Im Besonderen die Blaue Flagge
Die bislang sich um die Blaue Flagge bemühenden Vereine in den Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz und früher auch Saarland sind überwiegend Vereine mit einer starken Präsenz im Bereich des Motorbootsports. Es ist deshalb kein Zufall, dass die bislang jährlich stattgefundenen Umweltseminare im Spätherbst von den Motorjachtverbänden der Länder Rheinland-Pfalz und Hessen durchgeführt werden. Ohne den Einsatz und die Moderation des Landesumweltbeauftragten im Motorbootsport wäre vermutlich kaum ein Verein in den zwei bzw. drei genannten Bundesländern in der Lage (gewesen), die Anforderungen der Blauen Flagge zu erfüllen und an der Ausschreibung teilzunehmen. Die überwiegend im Kanu-Wander- sowie Kanu-Rennsport und im Bereich Segelsport aktiven Wassersportvereine halten sich weitgehend von diesem Geschehen fern. Auch in anderen Bundesländern, insbesondere in Norddeutschland dürfte nach meinen Beobachtungen die Blaue Flagge überwiegend von den am Motorsport interessierten Vereinen bzw. Marinas/Häfen initiiert sein.
Es kommt hinzu, dass die Ausrichtung des Anforderungskatalogs in den letzten zwei Jahren zunehmend auf Marinas und größere Häfen konzentriert ist, eigentlich Einrichtungen, die überwiegend gewerblich geführt werden. Über den großen Marinas in Norddeutschland wehen daher eigentlich grundsätzlich Blaue Flaggen, während Wassersportvereine mit überwiegend Jollen oder Katamaran Eignern bzw. Sportlern und insoweit wenig Anstrengungen unternehmen.
3. Umweltthemen tangieren nicht nur den Motorwassersport
Nun ist es aber vermutlich so, dass in vielen Vereinen die größten Emissionen im Hafengelände von allen Bootseignern ausgehen, sofern unsachgemäß mit den Motoren und insbesondere Außenbordmotoren sowie Farb- und weiteren chemischen Anstrichen und Coatings, insbesondere Antifoulings, umgegangen wird. Während große Motorboote in der Regel Treibstoffversorgungsanlagen mit technisch relativ anspruchsvollen Einfüllsystemen aufweisen und der Antifouling-Auftrag in der Regel von professionellen Werften erledigt wird, findet man gerade im Kleinbootbereich alle möglichen Verfahren, wie man Treibstoff in technisch oft fragwürdige Hilfsaggregate befüllt oder bei dauerhafter Wassernutzung in irgendeiner Form den Unterwasserbereich der jeweiligen Gefährte schützt.
Meine Vermutung ist deshalb, dass die meisten Emissionen mittlerweile gerade vom häufig wenig sachgemäßen Betrieb und von der weniger professionellen Pflege auch der kleineren Wassergefährte ausgehen. Deshalb haben nicht nur der Motorjachtverband, sondern auch die “Schwesterverbände” auf Bundes- und Landesebene allen Grund, die Umweltpflege in den Mittelpunkt ihrer jeweiligen Verbandsarbeit zu rücken.
Auf Landesebene gibt es jedenfalls im Kanusportbereich seit mehreren Jahren bemerkenswerte Anstrengungen. Der Hessische Kanuverband richtet regelmäßig mindestens einmal im Jahr eine Ökologieschulung aus, in den Publikationen des DKV findet man zunehmend qualifizierte und umfangreiche Berichte über Umweltprobleme sowie Umweltanstrengungen.
Der Segelsport hängt hier deutlich nach, auch was die Landes- und Bundesebene betrifft. Der typische Segler denkt sich, dass er allenfalls durch seine Anwesenheit auf dem Wasser die anliegenden Gestade düngt, ansonsten richtet sich sein Augenmerk auf die zahlreichen technischen Probleme um Motor und Rigg sowie seinen bescheidenen Obulus in den Tischkahn der DGzRS im Vereinslokal. Einige Segler haben aber mittlerweile am eigenen Leib feststellen müssen, dass die Sicherheit und unbeschwerte Freizeit auf See (und auf dem Fluss sowie dem See) sehr viel mit Umwelt zu tun haben. Nach meiner Schätzung dürfte zum Beispiel ein erheblicher Teil von Bootseignern (egal ob unter Segel oder mit Motor) die Sport- und Freizeitinteressen wegen Verkrautung und Veralgung nur noch eingeschränkt in der wärmeren Jahreszeit ausüben können. Wohl ein Grund vieler Verkaufsangebote von Eignern am Steinhuder “Meer”. Dieser Eindruck wird auch durch die zunehmende Zahl von “Landliegern” bestätigt, die man mittlerweile auf vielen Freiflächen der Vereine und Marinas auch noch im Hochsommer feststellen kann.
4. Umweltmanagement und Dokumentation
Immerhin hat der Anforderungskatalog der Blauen Flagge jeden teilnehmenden Verein an die Notwendigkeit eines Plans erinnert, mit dem nachprüfbar Umweltvorhaben beschlossen, eingeleitet, überwacht und abschließend nachprüfbar erledigt werden können. In allen wesentlichen Bereichen der Vereinsarbeit sind insoweit entsprechend gefasste Ziele zunächst zu identifizieren, zu beschließen und dann umzusetzen. Der Erfolg muss jeweils dokumentiert werden.
Diese Bereiche und Ziele betreffen jede Abteilung. Somit wird sehr schnell klar, dass es nicht nur und einfach um die jährliche Umsetzung von Anforderungen für die Blaue Flagge geht, sondern um ein andauerndes Bemühen, mit kleinen, aber überprüfbaren und erreichbaren Schritten die Umweltsituation zu verbessern. Dabei geht es um jegliche Entsorgung von allen Abfallarten, es geht weiter um ein Regime zur Energieeinsparung in allen Bereichen, in denen Wasser und Strom eingesetzt werden (müssen). Hierzu gehört auch die Reinigung des Vereinsgeländes, insbesondere nach Sportveranstaltungen sowie sonstigen Festivitäten.
Der Verein hat gerade in diesen Bereichen seit Jahrzehnten bereits aus eigenem ästhetischem Interesse sehr umfangreich Routinen entwickelt, die Pflege des Vereinsgeländes sicherzustellen. Insoweit ist der Verein nicht nur mit gelegentlichen Veranstaltungen konfrontiert. Die im Vergleich mit unseren Nachbarvereinen zahlreichen Sport‑, Regatta- und sonstigen Aktivitäten der Abteilungen fordern hohen Arbeitseinsatz der Mitglieder. Auch im Hinblick auf die “Offenheit” des Geländes für Spaziergänger und Besucher sind seit Jahren die entsprechenden Arbeits- und Einsatzbelastungen gewachsen. Dieser Einsatz muss aber gesondert und nicht nur in den Sitzungsprotokollen verstreut dokumentiert werden. Allein diese Aufgabe wäre bereits ein bemerkenswerter Beitrag zur Erfassung und Überwachung der Umweltanstrengungen des Vereins.
Matthias Müller, 13.08.2019