Beißender Qualm, dicker Löschschaum auf dem Wasser wie eine geschlossene Schneedecke, Lautsprecherdurchsagen, Feuerwehrmänner in Atemschutzmasken, Taucher, Blaulichter am Land und auf dem Wasser – und eine früher mal stolze, jetzt aber total abgebrannte Motoryacht: So die Szene etwa um 06:15 Uhr am Freitagmorgen im Westteil des Schiersteiner Hafens. Gegen halb sechs Uhr am Morgen hatte ein Spaziergänger das Feuer auf der 13,5 m langen Motoryacht „Orotava“ bemerkt und sofort die Feuerwehr alarmiert.
Ein Großeinsatz der Berufsfeuerwehr und mehrerer freiwilliger Feuerwehren konnte nur noch verhindern, dass das Feuer auf andere Boote überging. Vor Ort waren auch die DLRG, Beamte des 5. Polizeireviers und die Wasserschutzpolizei, insgesamt mehr als fünfzig Männer und Frauen. Nach den Löscharbeiten wurde der Löschschaum mit einem Boot der Freiwilligen Feuerwehr Kostheim eingedämmt und abgesaugt. Da der Rumpf der noch schwimmfähigen Yacht nicht beschädigt wurde, war kein Kraftstoff oder Öl ausgetreten und größere Umweltschäden nicht entstanden. Die Brandursache ist nicht bekannt.
Der Eigner der „Orotava“, der schnell an die Unfallursache geeilt war, war fassungslos. Noch am Vorabend war er am Steg gewesen – alles in Ordnung. Vom Brand in Mitleidenschaft gezogen wurde auch die benachbarte Motoryacht „Miss Marple“: Die Abdeckplane war durch die Hitze geschmolzen, die Außenseite der Kabine und mehr beschädigt. Über die Höhe des Schadens bei der „Miss Marple“ kann noch nichts gesagt werden, bei der die „Orotava“ ist es ein Totalverlust. Für rund 100.000 Euro ist die 1972 gebaute Yacht versichert. Bei einer weiteren Yacht muss der Eigner nun viel Löschschaum von der Winterplane beseitigen, den die Feuerwehr gegen eine weitere Ausbreitung des Brandes vorsorglich verteilt hatte.
Glücklicherweise lag die „Orotava“ ganz außen am Steg 1 des Wassersport-Verein Schierstein 1921 e.V. – hätte sie in einer Box zwischen anderen Booten gelegen, wäre die Sache wohl nicht so glimpflich ausgegangen. Vermutlich durch den Brand hatte sich die Yacht vom Hauptsteg gelöst und war an den benachbarten Paddelsteg des Vereins getrieben, was die Löscharbeiten erleichtert hatte. Neben dem Eigner der Yacht war auch Mathias Barth, Mitglied des Geschäftsführenden WVS-Vorstands als Verantwortlicher des Vereins, sofort bei den Löscharbeiten vor Ort.
Am späten Vormittag zeigte sich allerdings, dass der Schaden weit größer war als zunächst angenommen: Die brennende “Orotava” hatte am Paddelsteg die zwei Trainingsschlauchboote des WVS entzündet beziehungsweise versenkt. Beschädigt wurde auch der Paddlersteg selbst. Erst am späten Vormittag war bei strahlend blauem Himmel das ganze Ausmaß der Katastrophe deutlich geworden.
Entwarnung konnte gegen Mittag allerdings gegenüber befürchteten Umweltschäden gegeben werden: Auf der Wasseroberfläche und an dem von der Feuerwehr gelegten Ölschlängelschlauch hatte die Feuerwehr keine Verunreinigungen beobachtet.
Die beiden zerstörten Trainingsboote (motorisierte Schlauchboote, mit denen die Trainer die Paddler begleiten) hatten einen Wert von etwa 10.000 Euro. Die Schäden am Steg und an der außerdem beschädigten Motoryacht sind noch nicht abzuschätzen. In einer ersten Stellungnahme bezeichnete der Präsident des WVS, Lothar Weckerling, den Brand als „immensen Schaden auch für den Verein“.
Und auch kleinere Schäden bringt das große Unglück mit sich. Franjo Schohl, Mitglied des Geschäftsführenden WVS-Vorstands: “Erst vor kurzem haben zwei Helfer vier Stunden lang das nicht funktionierende Tor zum Paddlersteg repariert — nun musste es die Feuerwehr mit Gewalt aufbrechen …”
An den Löscharbeiten beteiligt waren die Berufsfeuerwehr Wiesbaden, die Freiwilligen Feuerwehren aus Schierstein, Frauenstein und Kostheim, die DLRG, Polizeibeamte und vier Taucher, mehr als ein halbes Dutzend Einsatzfahrzeuge und mehrere Boote von Feuerwehr, DLRG und Wasserschutzpolizei.