Nachhaltigkeit und Wiederverwertung mustergültig exerziert: Was mittags im maritimen Trödelmarkt der Segelabteilung im Wassersport-Verein Schierstein 1921 e.V. als Schnäppchen erstanden wurde, flatterte wenig später beim Ansegeln stolz unter der Saling …






Beim maritimen Trödelmarkt erlebte manches abgelegte Schätzchen neue Wertschätzung
Der maritime Flohmarkt, der in diesem Jahr am 6.4.2025 von 11 bis 15 Uhr auf dem Außengelände des Wassersportvereins Schierstein 1921 e.V. (WVS) stattfand, ist wie bereits im vergangenen Jahr ein Angebot an alle Wassersportler der Region und steht auch Besuchern und Ausstellern von außerhalb des Vereins offen. Im Vorfeld hatte die Organisatorin und Leiterin der Segelabteilung im WVS, Petra Büsing, die Wassersportvereine in der Region zu der Veranstaltung eingeladen und Flyer im Einzugsgebiet plakatiert.
Ohne Ziel gesucht — und fündig geworden
Auf einer langen Tischreihe, die sich über die Wiese des WVS erstreckte, bauten Verkäufer, die Platz in ihren Kellern schaffen wollten, ihre Waren auf. Sie trafen auf interessiertes Flohmarktpublikum auf der Suche nach Schnäppchen oder Ersatzteilen, die als Neuware so nicht mehr zu beziehen sind. „Ich wusste vorher gar nicht, was ich konkret suche. Aber jetzt habe ich für mich eine Öllaterne entschieden und einen Stand weiter auch das passende Lampenöl gefunden. Und für unser Vereinstrainerboot gab es einen neuen Anker, den haben wir sogar geschenkt bekommen“, freute sich Stefan Hausmann von der Segelabteilung über die Spende. Auf eine Standgebühr wurde verzichtet, stattdessen sollten die Aussteller eine Kuchenspende mitbringen. Somit standen für Aussteller wie Besucher ausreichend heißer Kaffee und leckere Kuchen zur Verfügung.
Ansegeln der Segelabteilung
Direkt im Anschluss an den Flohmarkt startete gegen 15:30 Uhr das Ansegeln der Segelabteilung und das ein oder andere Flohmarktstück kam direkt zur Anwendung. So freute sich Timo Hasselmann über die frisch erworbene Piratenflagge, die bei sonnigen drei bis vier Beaufort unter seiner Saling flatterte: „Die Klassenvereinigung der Piraten führt eigentlich ein Beil in der Flagge, aber mit der Piratenflagge liege ich ja nicht ganz falsch.“



Eine Anfahrt, wie sie beim WVS am Steg 1, wo überwiegend Motorboote liegen, schon lange Tradition ist, wollte der Abteilungsleiter für den Steg 2, Andy Dibiasi, in diesem Jahr erstmalig auch für die Boote an seinem Steg ausprobieren. Die Idee kam gut an und rund 50 Seglerinnen und Segler hatten sich für die Veranstaltung im Vorfeld angemeldet. Gefrotzelt wurde nur vereinzelt von den Seglern im WVS, die den ganzen Winter über auf dem Wasser waren: „Ihr seid aber spät dran mit dem Ansegeln. Ich hatte mein persönliches Absegeln an Silvester und das Ansegeln gleich wieder an Neujahr“, meinte Benjamin Fischer, der sich im Verein um die IT-Themen kümmert, aber natürlich trotzdem das gemeinsame Grillen im Anschluss nicht verpassen wollte. — Er war bereits am Neujahrsmorgen im Schiersteiner Hafen gesegelt.




Erst eine Runde unter Motor durch den Schiersteiner Hafen









Dann in rasantem Tempo und mit vollem Tuch bei 4 Beaufort — niedriger Wasserstand nervt


Begleitmusik: Sabine Gross (Saxophon) und Gerhard Scheithe (Posaune) spielen „Summertime“
Beim Ansegeln fuhren jetzt die zum Teil geschmückten Boote eine Runde unter Motor durch den Schiersteiner Hafen. Als besonderes Highlight gab es dazu Live-Musik von einem der teilnehmenden Segelboote.
Wenn Segler auch Blasinstrumente bedienen können …
„Die Idee ist ganz spontan am Vorabend entstanden. Aber wir haben einige Hobbymusiker bei uns in der Abteilung und so musste ich nur einmal kurz fragen und bekam sofort eine Zusage“, sagt Stefan Hausmann, Leiter der Segelabteilung. Die Jazzfans Sabine Gross (Saxophon) und Gerhard Scheithe (Posaune) hatten sich für den Jazz-Standard „Summertime“ von Gershwin entschieden. Eine perfekte Wahl, spielt doch die dazugehörige Oper im Hafenmilieu und das Stück kombiniert die Freude über die Leichtigkeit des Sommers mit einer gewissen Traurigkeit. Denn auch wenn beim Ansegeln vor allem die Vorfreude auf die Saison spürbar war, gab es angesichts des für diese Jahreszeit außergewöhnlich niedrigen Wasserstandes des Rheins unter den Seglern auch einige sorgenvolle Kommentare. Dass diese nicht unbegründet waren, zeigte sich, als sich bereits beim Ablegen von der Steganlage des WVS zwei Boote festfuhren, die aber aus eigener Kraft wieder freikamen.
Im Anschluss an die Motorrunde sollten dann nach einem Schallsignal gleichzeitig die Segel gesetzt werden. „Ich hatte den Ablauf im Vorfeld kommuniziert, aber an der Choreographie müssen wir noch etwas arbeiten. Am Ende hatten aber alle ihre Segel oben und sichtlich viel Spaß beim freien Segeln – und das ist das Wichtigste!“, sagte Steg 2‑Abteilungsleiter Andy Dibiasi. Nachdem die Boote wieder fest am Steg waren, stand dann noch ein gemeinsames Grillen, hinein in einen schon fast lauen Sommerabend, an.
Stefan Hausmann